18 March 2010

U-Bahn Zürich

Zürich gilt unter Verkehrsexperten als leuchtendes Beispiel für guten öffentlichen Nahverkehr, nicht zuletzt weil sich die Bürger in den 70er Jahren explizit gegen eine U-Bahn entschieden und damit das sehr benutzerfreundliche Tramnetzwerk erhielten. Andrew Moglestue hat eine interessante Zusammenfassung der Züricher Projekte für Tram-Tunnel (aus den 60ern) und U-Bahn (aus den 70ern).

Moderne Straßenbahn in der Innenstadt von Zürich. Man bemerke, dass diese Straße auch eine Fußgängerzone ist.

Manche glauben auch, dass Zürich damals eine einmalige Chance verpasst hat, eine U-Bahn einzuführen. Hat Zürich seine Zukunft verspielt? Dazu findet sich ersten Teil von Andrews Zürich: A city and its trams folgendes schönes Zitat: „Zürich's tram system has acquired an iconic status; 65% of people commuting within the city do so by public transport, with only 17% using cars [1].“ Dazu kann ich nur folgende einfache Frage stellen: welche Stadt, die eine U-Bahn hat, erreicht solch traumhafte Werte? In Westeuropa und Nordamerika kenne ich keine. In Asien gibt es das vielleicht, aber mit Peking und Manila will sich Zürich lieber nicht vergleichen.

Zwei S-Bahn-Züge in Zürich Stadelhofen

Die eher kleine Stadt Zürich hätte gern eine U-Bahn, um sich mit Stuttgart, München oder Wien vergleichen zu können. In dieser Größenordnung liegt Zürich – trotz seiner internationalen Bedeutung als Bankenzentrum und Shoppingvillage für neureiche Russen – nun mal aber nicht. Ein besserer Vergleich mögen die Städte Karlsruhe und Mannheim sein. Außerdem ist zu sehen, dass im Großraum Zürich nur ein Drittel der ca. eine Mio. Einwohner in Zürich selbst leben und zwei Drittel im Umland. In deutschen Großstädten ist das Verhältnis umgekehrt. In Berlin wohnt wohnen drei Viertel der Großraumbewohner in der Stadt selbst. (Und vom Rest viele allein in der Stadt Potsdam.) In München sind es immer noch mehr als die Hälfte. Nur Stuttgart hat ein zu Zürich ähnliches Verhältnis von Stadt und Umland. Dabei ist Stuttgart aber immer noch zwei bis drei Mal so groß.

Tram-Stau in Toronto. Wenn es in Zürich so aussähe wäre wohl eine U-Bahn gerechtfertigt.

Zuguterletzt sei nicht verschwiegen, dass auch in Zürich noch Optionen für Tram-Tunnel bestehen. So gibt es am Hauptbahnhof eine U-Bahn-Station aus den 70er Jahren, die zur Zeit für zwei S-Bahn-Linien benutzt wird, von denen eine (die Uetlibergbahn) das gleiche Stromsystem wie die Züricher Straßenbahn verwendet. Es ist also durchaus möglich, dass in dieser Station irgendwann einmal die Uetlibergbahn und Straßenbahn gemeinsam verkehren. So wie das die Forchbahn bereits tut.

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