17 August 2009

Professoren und ihre Sklaven

Ich meine ja nicht unbedingt, dass all Professoren böse sind. Vielmehr unwissend oder so. Sie richten Schaden an, ohne es zu wissen. Aber was kann man ihnen denn auch vorwerfen. Sie leben und arbeiten nun mal für Ihre Forschung. Viele von Ihnen kennen gar nichts anderes, weil sie vom Studenten zum Doktoranden über Postdoc irgendwann Professor geworden sind. Und die größte Nähe zur Industrie hatten sie vielleicht mal über ein Praktikum oder eine Forschungskooperation mit einer Forschungsabteilung einer großen Firma wie IBM, die selbst ziemlich weit vom normalen Geschäftsablauf entfernt ist.
Der Professor sagt seinem Studenten immer, dass er sich nicht zu viel vornehmen soll, denn nach dem Master kommt ja noch die Promotion, da kann man die Arbeit dann besser machen. Für den Master muss es ja noch nicht wirklich gut sein. Und in der Promotion muss es zwar schon irgendwie substantiell sein, aber man muss nichts so wirklich abschließend gut behandeln, schließlich will man ja nachher als Postdoc auch noch etwas veröffentlichen.
Was diese Generalstrategie der immer währenden Imperfektion nicht behandelt ist einen Ausstiegsplan. Es ist einfach nicht vorgesehen, dass ein Student nach der Promotion nicht weiter in der Wissenschaft bleiben will. Wenn man nämlich nicht selbst in der Wissenschaft bleibt und seine eigenen Ergebnisse weiter entwickelt und immer wieder anderen Forschern vorstellt, dann werden sie ganz einfach sehr schnell vergessen! Der Kandidat erhält zwar seinen Titel, aber die Arbeit ist im Prinzip für die Katz. Für den Papierkorb.

Nun wie ist das bei mir? Ich hatte mich zwar auch ein bisschen auf einen schönen Doktortitel gefreut, aber für so eine Belohnung konnte ich noch nie gut arbeiten. Meine eigentliche Motivation war an einem schönen Thema zu arbeiten, und wenn ich in dem Thema nicht weiter komme, oder es am Ende dann doch niemanden interessiert, dann ist auch meine Motivation weg. Spaß wird zur Quälerei und ich sollte meine wertvolle Zeit und mein Talent besser woanders investieren.

Ich glaube, dass ich in den letzten Monaten nicht zustande gebracht habe, weil ich unterbewusst schon wusste, dass ich mit nur einer Masterarbeit oder einer Promotion meine schöne Idee des Programmbeweisers verwirklichen kann. Leider hat das aber weder mein Professor, noch die lieben Kommilitonen verstanden und konnte mir helfen, meinen eigenen Weg zu finden. Gestern habe ich endlich jemanden gefunden, der mich versteht. Jemand, der mir einfach zuhören kann und sich dann in meine Lage versetzen. Ich habe das Gefühl, dass dies eine Gespräch an einem Nachmittag mich in einen anderen Zustand versetzt hat. Heute konnte ich plötzlich richtig gut arbeiten! Ich kann endlich wieder an die Arbeit denken, ohne gleich Kopfschmerzen zu bekommen oder müde zu werden. Ich weiß jetzt, dass meine Idee nicht mehr zu retten ist. Sie wird vergessen werden, sobald mein Betreuer die Arbeit zu Ende gelesen hat. Aber was ich in der Zeit hier gelernt habe, werde ich nicht vergessen. Und meinen Master-Titel hole ich mir. Man weiß ja nie, wann ich den mal gebrauchen kann! Um Dozent am College oder einer Fachhochschule zu werden, ist er sicher von Nutzen!

Mein lieber Professor hat von all dem leider keine Ahnung. Ich sagte ihm, dass meine vielen Probleme an der Masterarbeit doch sicher kein gutes Zeichen für eine Promotion sind. Doch er meinte nur, ich soll mich ans Schreiben machen und dann wird alles schon werden.

Jetzt, da mir das alles egal ist, da ich keine Sorgen um die Promotion mehr haben muss, geht die Arbeit doch viel leichter von der Hand! Und wozu brauche ich einen Dr.-Titel, wenn ich immer noch (FH-)Professor werden kann!?
Haha! Die Prophezeiung aus dem Kindergarten, wo sie mich Professor Willi nannten, muss doch irgendwann zur Wahrheit werden!

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