14 April 2012

Probefahrt Tern Eclipse

Nachdem ich die Tern Falträder schon auf der letzten Eurobike bestaunt hatte (ohne viel anfassen) und seit dem immer gern wieder im Internet ihre Fotos angeschaut, war es Heute endlich so weit und ich fuhr mit der S-Bahn zu Adams Bikeshop in Lichtenrade (Süd-Berlin), um mir die Räder genauer anzuschauen. Der Laden ist ein offizieller Tern Pro Shop und hatte wirklich fast alle Räder da. Am meisten beschäftigt habe ich mich mit dem Eclipse P7i, eine kürzere Probefahrte gemacht habe ich mit dem Link P9 und alle anderen Modelle habe ich mir in Ruhe angeschaut.
Auf das Eclipse bin ich gekommen, weil ich mich in diesem Winter an eine völlig aufrechte Sitzposition gewöhnt habe und mir für nächsten Winter ein Fahrrad wünsche, die mir diese bietet, ohne dass die Lenkstange zu lang wird. Bei meinem Speedy bin ich diesen Winter so gefahren, aber die Last, die sich am unteren Ende der Stange auf das Gabelrohr überträgt, scheint mir einfach zu groß, und so traue ich mich schon gar nicht mehr scharf zu bremsen. Beim Eclipse gibt es das Problem durch den höheren Rahmen nicht und man kann deutlich sehen, dass die Lenkstange kürzer ist, und trotzdem kann man den verstellbaren Vorbau auch auf eine völlig aufrechte Sitzposition einstellen.
Lenker ganz hochgestellt und Sattel auf meine 1,86 m, sieht Eclipse fast aus wie ein "großes" Fahrrad und fährt sich auch schön aufrecht.
Im Gegensatz zu meinen geliebten 20" Falträdern (406 mm Felge) erscheint mir das Eclipse (507 mm Felge) schon fast riesig. Mit den fetten Reifen (50 mm Big Apple) erreichen die Laufräder schon fast die Höhe von 26 Zoll (559 mm) Modellen mit sehr dünnen Reifen. Das gefaltet Paket soll laut Hersteller kaum größer sein als ein gefaltetes 20" Modell, aber mir erscheint das Paket wirklich riesig. Man kann es zwar problemlos tragen, aber beim Verstauen (gerade im Auto oder Öffi) braucht es eben doch wieder etwas mehr Platz.
Kann man so prima am Sattel schieben. (Lenker kann man noch kleiner falten.)

Was mir am Eclipse gefiel:

  • größter Vorteil gegenüber den meisten Dahon-Velos ist meiner Meinung nach der verstellbare Vorbau. Er ist leichter zu bedienen als die Teleskop-Lenkstange, sieht schöner aus, und das Verstellen per Drehung auch nach vorn/hinten ist besser als nur rauf und runter! Dieses Teil allein macht schon sehr viel Komfort aus! Schade nur, dass die meisten (preisgünstigen, aber auch Mittelklasse) Tern-Modelle nur einen ganz einfachen Lenker haben, den man überhaupt nicht verstellen kann.
  • die Nexus Inter-7 Schaltung funktionierte im Test gut und schaltet auch, wenn man nicht komplett mit Treten aufhört. Da es in Lichtenrade keine Berge gibt, konnte ich die kleinen Gänge nicht realistisch testen, aber der größte Gang war hoch genug, um richtig schnell zu fahren.
  • der Gepäckträger kann gleichzeitig normale Packtaschen an die Seiten hängen und einen Korb oder weitere Tasche (per Klickfix-System) obenauf. Außerdem gibt's natürlich noch einen Spanngummi dazu, damit auch mal eben so, was drauf festklemmen kann.
  • Falten funktioniert prima. Die Achsmuttern von Vorder- und Hinterrad liegen gefaltet leicht versetzt, so dass das Velo nicht noch breiter faltet als es eh' schon tut. Der gefaltete Lenker wird durch ein unten am Rahmen verstecktes Gummi-Gürtelchen festgehalten.
  • Den Sattel kann man viel höher stellen als bei den 20" Modellen, so dass ich auch meine Beine ausstrecken kann und trotzdem noch ca. 9 cm Reserve habe. Also sollte es führ Fahrer bis ca. 2 m Höhe reichen!
  • Das ganze Velo ist leise. Ausnahme: der komische Kabelschlauch-Kettenschutz, aber der macht auch nicht mehr Krach als ein Hebie. 
  • Steuersatz war leichtgängig (im Gegensatz zu meinem Mµ Uno!) und hatte kein Spiel.
  • und wie schon gesagt, der Rahmen erlaubt auch eine völlig aufrechte Sitzposition, ohne dass man Gabelschaftbruch fürchten muss.

Kabelkurv und -quetsch
Was mir nicht gefiel:
  • Die Beleuchtung konnte ich leider nicht testen, aber die Kabelführung fand ich echt beschissen und das Rücklicht hat nicht mal ein Kabel. Trotz Dynamo wird es irgendwann einfach aufhören zu leuchten und wird nicht wieder leuchten, bis man eine neue Batterie beschafft hat. Im gefalteten Zustand hat das vordere Lichtkabel sogar den Fauxpas begangen eine Schlaufe zu bilden, in der man beim Tragen oder herumstehen sehr leicht etwas verfangen kann und damit das Kabel abreißen...
  • Gleich weiter zu den Brems- und Schalt-Kabeln: die werden beim Falten des Lenkers fast eingeklemmt und das Brems-Kabel fährt beim Falten auch eine sehr enge Kurve. Nicht gut!
  • Typische Fabrikvelo-Montagefehler: Die vordere Bremse hat etwas geschleift (auch das Rad war nicht perfekt zentriert). Entweder der Lenker in der Gabel oder das Schutzblech war leicht schief, so dass ich immer den Eindruck hatte, irgendwas stimmt nicht. Beim Link P9 gingen die Bremsen besser, aber die Schaltung war nicht richtig eingestellt. 
  • Das Link P9 fuhr sich übrigens auch prima, aber die Falt-Pedale sind total lächerlich wackelig und scheinen billiger als die bekannten Suntours an den billigeren Modellen.

Noch ein schönes Detail:
sehr ästhetisch und anfassbar geformter Hebel der Lenkerverstellung.

Es war schon sehr interessant die beiden Velos auszprobieren und auch gut, im Laden mit den anderen Modellen zu vergleichen. Aber danach habe ich doch gemerkt, wie gut sich eigentlich mein Speedy nach sechs Jahren und 10'000 km noch fährt! Wenn ich nur weiter gut in Schuss halte, dann wird er sicher noch ein paar Tausend km mehr fahren. Direkt vor dem Laden habe ich auch Speedys Lenkvorbau wieder umgedreht und etwas tiefer gestellt, sozusagen auf Sommer zurück gestellt, so dass ich mich jetzt nicht mehr ganz so sehr um Gabelschaftrohrbruch fürchten muss, wie im Winter-Modus. Und bis zum nächsten Winter ist ja noch viel, sehr viel, Zeit!

Nachtrag: da ich ja einen Ersatz für meinen im Velowerk gebauten Speedy suche, hatte ich auch überlegt, mir den Ersatz auf Eclipse-Basis auch wieder im Velowerk bauen zu lassen. Über Nacht habe ich mal nachgedacht, ob ich es mir auch selbst bauen könnte. Also Fabrik-Eclipse reparieren/umbauen oder auf Basis eines Rahmensatzes bauen. Hier die Dinge, die ich selbst könnte:

  • Laufräder nachzentrieren oder neu bauen (mein Hobby, haha)
  • Elektrische Verkabelung und bessere Leuchten
  • Schaltung, Bremsen nachstellen. Kleinteilmontage korrigieren.
  • Bessere Faltpedale anbauen
  • Ggf. Übersetzung anpassen
  • Ggf. Gepäckträger, Sattel oder Lenker austauschen.
Zum Unterschied "Fabrikvelo umbauen" versus "ab Rahmenkit neu bauen" könnte ich jetzt auch einiges sagen. Mit James Bold (meinem immer noch unfertigen Mµ Uno) habe ich die Erfahrung ja gemacht und kann sagen: es war gut, dass das Velo auch vor dem Umbau schon fahrfertig war und ich Stück um Stück verbessern konnte. Schlecht war, dass sich für viele Komponenten der Umtausch nicht lohnte, weil mein die alten Teile übrig hat. (Beim Eclipse P7i würde ich z.B. die Inter 7 Nabe behalten, obwohl ich für ein neues Velo eine Inter 8 mit Nadellagerung verwenden würde.) Außerdem ist Mr. Bold gerade außer Betrieb weil dem Fabrik-Hinterrad Speichen brachen, was bei einem von Anfang an selbst gebauten Velo wohl nicht passieren würde.
Velowerk-Kabelbaum am speed werx.
Und hier nur die Dinge, die ich nicht alleine tun kann, die aber Thomas vom Velowerk sehr gut kann:
  • Bessere und nachschmierbare Tret- und Steuerlager; plangeschliffene Lagerflächen.
  • Der geniale Velowerk Kabelbaum. (Mit jetzt noch verbesserter Kabelführung, von der es leider noch kein Foto gibt.)
  • Hohlraumsiegel
  • Spezielle Rahmen für Hinterbauständer und andere praktische Anbauteile.
  • Überhaupt und allgemein vertrauenswürdige Komponenten,  fachgerecht verbaut. Als Amateur kann ich ja gar nicht genug Velos bauen, um einen vergleichbaren Erfahrungsschatz aufzubauen, wie ein Profi. 

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