23 September 2009

Ersatz für den Münchner Transrapid

Im letzten Jahr wurde entschieden: München bekommt keinen Transrapid zum Flughafen. Es wäre einfach zu teuer im Vergleich zu dem limitierten Nutzen, da das gesamte Projekt nur für direkte Fahrten vom Flughafen zur Innenstadt dient.
Jetzt wird also überlegt, was man an Stelle das Transrapids bauen sollte, um den Flughafen besser an die Stadt anzubinden. Zur Einführung in das Thema bietet sich folgende schöne Übersicht an:
Zugart
Fahrzeit
existierende S-Bahn
(S1 und S8 im Westen bzw. Osten.)
ca. 40 Minuten
Express S-Bahn auf existierender Strecke
(Ost- oder West-Trasse)
ca. 30 Minuten
Express-Zug auf direkter Trasse
ca. 20 Minuten
Transrapid (direkte Trasse)
ca. 10 Minuten

Nach dem der Transrapid ausfällt, stellt sich die Frage: sollte man die existierenden Strecken aufwendig ausbauen, um gerade mal 10 Minuten Beschleunigung zu gewinnen? Oder sollte man doch eine direkte Trasse bauen, die wieder zu großem Teil im Tunnel verlaufen muss und damit in der Größenordnung die Kosten des Transrapids erreicht, aber nicht dessen Fahrzeit?

Die Lösung ist eine elegante Kombination, welche jüngst vom Planungsbüro Vieregg&Rössler vorgestellt wurde: Eine direkte Trasse, die nicht nur von Flughafenzügen genutzt werden kann, sondern auch von einer Vielzahl anderer Züge. Damit erhält man für den (zugegeben: sehr hohen) Preis eines Innenstadt-Tunnels nicht nur eine schnelle Flughafenanbindung in der Größenordnung 20 Minuten, sondern gleichzeitig noch eine verbesserte Einbindung in Regional- und Fernverkehr und eine bessere Verteilung des Nahverkehrs in der Innenstadt, da der Tunnel auch von S-Bahnen genutzt werden kann.

Meiner Ansicht nach, hat die Planung von V&R noch einige Schwächen, aber das Prinzip ist tragbar und vor allem flexibel genug, um alle Schwächen auszugleichen.

Eine Schwachstelle des Konzepts ist der Betriebsplan für S-Bahnen: die Linien S7 und S27 sollen zukünftig durch den Nordtunnel fahren. Eine der Linien endet Heute am Hauptbahnhof, die andere fährt durch den Innenstadt-Tunnel und endet am Ostbahnhof. Es soll also nach dem vorgeschlagenen Plan eine Linien weniger als bisher durch die Innenstadt fahren. Dies steht aber im Widerspruch zum Zweck der S-Bahn als Entlastung für die U-Bahn. Es reicht nicht, an den Pinakotheken zu halten, sondern die Fahrgäste müssen auch an anderen Stellen der Innenstadt abgeholt werden. Die zu ersetzende U9 beginnt ja an der U3/U6 Station Implerstraße wo sie Fahrgäste der U3 und U6 aufnimmt (bzw. ganze Züge). Eine sinnvolle Nordtunnel-S-Bahn sollte also am Südring Poccistraße oder am Marienplatz halten. Wenn man bedenkt, dass die U9 den Innenstadt-Teil der U3/6 entlasten sollte, dann bietet sich Poccistraße als optimale Haltestelle an.

Außerdem wird vor dem Nordtunnel die zweite S-Bahn Stammstrecke (Tieftunnel oder Südring) in Betrieb gehen und dann soll natürlich der Verkehr auf diesen Strecken erhöht werden -- deswegen erhöht man ja die Kapazität. Die Vorzugslösung für den Betrieb des Nordtunnels ist also mindestens eine S-Bahn Linie vom Nordtunnel auf den Südring, plus eine in die Innenstadtstrecke. Wahrscheinlich braucht man realistisch gesehen aber sowieso mindestens drei S-Bahnlinien, um eine sinnvolle Entlastung für U-Bahn darzustellen. Wenn die Wartezeit auf die S-Bahn zehn Minuten beträgt, wird ein Fahrgast an der Pinakothek wohl eher den Fußweg zur U-Bahn auf sich nehmen, oder die Trambahn benutzen, die zwar langsamer ist, dafür aber öfter fährt.

Eine weitere Fragwürdigkeit der Planung ist, ob München wirklich einen dedizierten Flughafenzug braucht, der nur an zwei Stellen der Stadt und am Flughafen hält. Wäre es nicht viel besser, den Flughafen ins städtische und regionale Verkehrsnetz zu integrieren? Man könnte die Regionalexpress-Züge auf zwischen München und Flughafen zu Express-Zügen machen, die genauso schnell wie der Flughafen-Express fahren, aber noch weiter. Und zwischen jeweils zwei RE-Zügen fährt eine S-Bahn zum Flughafen, die nicht nur an vielen Stellen der Innenstadt hält (vorzugsweise City-Tunnel der S-Bahn, alternativ: Südring), sondern auch an Stationen auf dem Weg zum Flughafen. Dadurch würde nicht nur die Gesamtfahrzeit von der Haustür (oder dem Hotel) zum Flughafen verbessert, sondern auch die Auslastungs dieser Verkehrsmittel steigen, da sie auch Passagiere zu anderen Orten als dem Flughafen befördern.
Passagiere mit viel Gepäck würden den Expresszug benutzen, da er am Hauptbahnhof beginnt und dort sehr viel Zeit zum Einsteigen lässt. Geschäftsreisende und andere leicht-bepackte fahren direkt von der nächsten S- oder U-Bahn-Haltestelle.

Es wird wohl ein oder zwei Jahre dauern bis offizielle Stellen die Nordtunnel-Pläne weiter untersuchen. Warten wir ab, welche Optionen dann näher betrachtet werden. Ich bin ziemlich sicher, dass eine City-Tunnel oder Südring-Verbindung dabei ist!

1 comments:

Sarah, CH said...

Und während sich die Planung hinzieht, freut sich die Gastronomie im Flughafen München. Denn während man in Frankfurt die Umsteigezeit dazu nutzen kann, um kurz in die Stadt herein zu fahren, ist das in München bei 40 min S-Bahn-Fahrt pro Richtung schlichtweg unmöglich.

Aber ich stimme zu, ein richtiger Regional- (oder besser noch Fern-)bahnhof wäre das beste, was dem Münchner Flughafen passieren könnte.

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